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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 127

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 127 — Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 72

1900 - Minden i. W. : Volkening
Unter Orbulf entspann sich ein Kampf mit Adalbert, Erzbischof zu Bremen, dessen wachsende Macht er nicht ohne Glück aufzuhalten versuchte. Sein Sohn Magnus, der sich hierbei durch Tapferkeit und Klugheit hervorthat, stand wegen der Gewaltthätigkeiten Hein- richs Iv. gegen die Sachsen und weil der Kaiser dem sächsischen Grafen Otto von Northeim sein Herzogtum Baiern abgenommen hatte, sowie auch weil er zu sehr seine Selbständigkeit meinte be- haupten zu müssen, wider des Reiches Oberhaupt, den verhaßten Franken ans. Er wurde zweimal gesangen gesetzt, in der Schlacht bei Hohenburg unweit Langensalza mit besiegt. Nach erfolgter Ver- söhnung aber hals er Heinrich Iv. bei der Belagerung der Burg Gleichen und kämpfte siegreich gegen die Wenden. Heinrich V. belehnte Lothar, den Grafen von Süpplingenburg, mit dem erledigten Herzog- tum. Tiefer befaß große Landstrecken im Harz und vermehrte diesen Eigenbesitz durch seine Heirat mit Richenza, einer der Erb- töcbter des Northeimer Grafen, die ihm auch die brunonischen (braun- schwedischen) Güter zubrachte. Mit dem Kaiser, der streng die Oberherrlichkeit auf- recht erhalten wollte, in einen Kampf verwickelt, wurde er durch ein Fürstengericht zu Goslar seines Herzogtums für kurze Zeit verlustig. Später zum Kaiser (1115—1138) er- wählt, gab er dasselbe an den Gemahl seiner Tochter Gertrnde, Heinrich den Stolzen, den welsischen Herzog von Baiern ab. Sein Nachfolger aber, der Hohenstause Konrad Iii. (1138—1142), entzog diesem das neue Herzogtum wieder, und es kam zwischen ihm und seinem Bruder zu einem hartnäckigen Streite gegen den Kaiser, während dessen er an einer Krankheit, erst 37 Jahre alt (1139) starb. Als aber sein Bruder Wels in Baiern, Heinrichs Witwe und feine Schwiegermutter, welche beiden im Sachfenlande hohes Ansehen genossen, den Krieg der Welsen gegen die Waiblinger für den unmündigen Sohn Heinrich fortfetzten, beendigte ihn der Kaiser dadurch, daß er diesen unter Verzichtleistung aus das Herzog- tum Baiern mit dem Herzogtum Sachsen belehnte, das vorher Albrecht dem Bären gegeben war, aber von ihm nicht hatte behauptet werden können, und dem nur die Nordmark verblieb.

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 74

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 74 — spenstigen Italiener ausführen und rief Heinrich den Löwen zu feiner Hülfe herbei. Er kam auch nach Chiavenna am Comofee in Italien, aber ohne Heer und gab vor, er fei durch die vielen Feldzüge an Kräften erschöpft, wolle jedoch mit Gold und Silber zur Bildung eines Heeres behülflich sein. Tarauf er- widerte der Kaiser: „Der Herr des Himmels hat dich erhöhet unter allen Fürsten, die ganze Stärke des Reichs beruht auf dir; fo ist es billig, daß du dich an die Spitze stellest, damit das Reich sich wieder kräftig erhebe. Nie habe ich dir einen Wunsch abgeschlagen und war stets bereit, dich in allen deinen Ehren und Würden zu fördern. Und nun willst du mich verlassen, wo die Ehre der Deutschen, der Ruhm deines Kaisers und der Preis meines ganzen Lebens auf dem Spiele steht?" Aber Heinrich blieb un- gerührt. Da warf sich ihm der Kaiser zu Füßen und umfaßte Heinrichs Kniee. Als auch dies seinen Sinn nicht beugte, trat die Kaiserin herzu und sprach: „Lieber Herr und Gemahl, stehet auf! Gott wird Euch Hilfe leisten, wenn Ihr einst dieses Tages und dieses Hochmuts gedenkt!" Ter Kaiser erhob sich; Heinrich ritt stolz nach Teutschland zurück. So mußte Friedrich dem Feinde allein entgegentreten und unterlag ihm. Tie Untreue des Welsenherzogs konnte nicht ungesühnt bleiben. Kaum kehrte der Kaiser nach Deutschland zurück, so wurde Heinrich der Löwe vor den Reichstag geladen, um sich wegen seines Treu- bruchs zu verantworten. Trotz viermaliger Ladung erschien er nicht. Nun ereilte ihn die Reichsacht, und er verlor seine beiden Herzog- tümer, sämtliche Reichsämter und Reichslehen. Zwar versuchte Heinrich sich der Ausführung des Urteils zu widersetzen; aber er fand keine Unterstützung bei den sächsischen Fürsten. Diese, über Heinrichs Strenge längst erbittert, schlössen vielmehr einen Bund gegen ihn und fielen von allen Seiten in fein Land. Da geriet der geächtete Herzog in solche Bedrängnis, daß er Hilfe beim Kaiser suchte. In Erfurt warf er sich ihm zu Füßen und flehte um Gnade. Der Kaiser erhob ihn mit den Worten: „Du bist das eigene Werkzeug deines Falles." Friedrich Barbarossa aber ge- dachte der Freundschaft und des Tages, da ihm der Löwe das Leben

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 239

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 239 — Vikar abhielt, bedient. Tie Nikolaikirche ist vom Grafen Ludwig von Ravensberg erbant, und der Bischof von Paderborn bewilligte einen eigenen Geistlichen unter der Bedingung, daß jede Bielefelder Haus- Haltung am Tage Allerheiligen einen Groschen auf den Altar zu Heepen lege, bis die Bielefelder sich mit der Mutter abgefunden hätten. Außer den beiden Kirchen merken wir noch als Sehenswürdig- leiten den Jahnplatz mit dem Jahnsdenkmal, das Gymnasium, das Siegesdenkmal mit den am Fuße einer Triumphsäule sitzenden Figuren des Krieges und des Friedens, vor allem aber den Johannesberg und Sparenberg im Süden der Stadt. Die Becg- lust an der Südwestseite der Thalschlucht, mit Gartenanlagen und Landhäusern bedeckt, ist der Lust- und Tummelplatz der Viele- felder. Als die Sparenburg im 18. Jahrhundert verfiel, wurde sie 1832 zu einem Gefängnisse eingerichtet, als dieses 1. Juni 1877 abbrannte, erwarb die Stadt 1879 die Burg und baute sie auf. Der Wartturm gewährt eine herrliche Aussicht. Im Schlosse ist ein Ravensbergisches Museum untergebracht. Aus der früheren Geschichte der Sparenburg entnehmen wir noch folgendes: Im zwölften Jahrhundert war in Teutschland ein arger Krieg zwischen dem Kaiserhause der Hohenstaufen, auch Waiblinger ge- nannt, und dem Fürstenhause der Welsen. Tie Grafen von der Lippe gehörten zur Partei der Welsen, die Grafen von Ravensberg zur Partei der Waiblinger. Nun geschah es in allen Zeiten oft, daß die Fürsten und Herren an den Grenzen ihrer Länder feste Burgen bauten, welchen sie einem feindlichen Nachbar gleichsam zum Hohn einen Namen gaben. Das Land des kriegerischen Grasen Bernhard von der Lippe stieß an Ravensberg. Im Jahre 1177 baute er an einer Bergschlucht des Osniug auf einem jäh abhangenden Felsen, hart am Ravensberger Lande, eine große und starke Burg und nannte sie seinem Parteiherrn, dem Herzog Heinrich dem Löwen, zu Ehren „die Löwenburg". Gras Hermann von Ravensberg entbrannte ob dieses Hohnes und der ihm erwachsenden Gesahr in Zorn und schwur, die Burg zu nehmen und sich an dem Lipper zu rächen.

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 459

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 459 — varienberge. Selbst der König verzagte. Einer seiner Helden der- suchte, ihn zu ermutigen; aber unwillig sagte der König: „So wenig der Huf meines Rosses aus diesem Felsen einen Quell hervorbringt, so wenig werden wir den Berg erstürmen." Aber o Wunder! Kaum sind diese Worte gesprochen, da fängt zum Erstaunen aller das Pferd zu scharren an, und siehe, nach we- nigen Augenblicken sprudelt hell und klar aus dem festen Gestein die schönste Quelle hervor. Das war ihnen allen ein Zeichen, Gott wolle ihnen helfen, und Mut und Kampflust zog wieder ein in die Brust der Krieger. Und am späten Abend schlich eine kleine, gekrümmte Frauen- gestalt zu dem christlichen Lager heran und verlangte, zum Könige geführt zu werden. Sie mochte dem Könige wohl Dinge von Wich- tigkeit mitzuteilen haben, denn lange verweilte sie bei ihm und verschwand dann geheimnisvoll, wie sie gekommen war, in den Berg. Dunkle Gestalten bewegten sich leise und schweigend ihr nach und verschwanden ebenfalls in den Berg. Kampfbereit stand srüh mit dem ersten Strahle der Sonne das Heer der Christen vor der Feste und schritt im Vertrauen auf Gottes Beistand zum Sturme. Furchtbar ward auf beiden Seiten gestritten und der Erfolg war lange zweifelhaft. Da er- scholl auf einmal Wutgeheul aus der Feste. Christliche Krieger waren durch geheime, unterirdische Gänge in dieselbe eingedrungen und griffen die Verteidiger in ihrem Bollwerke an. Nach wenigen Stunden herrschte Karl in der Eresburg. Die Quelle sprudelt noch immer. Ihr Name ist der „Königsborn". In der Kirche wurde Thankmar, der Halbbruder Kaisers Otto I., am Altare 938 ermordet. Er hatte sich mit dem Frankenherzog Eberhard gegen ihn verbündet, überfiel seinen Bruder Heinrich in Beleke, nahm ihn gefangen und schickte ihn, gleichsam zur Ver- siegelung des Bundes, an Eberhard, verwüstete die dem Kaiser unterthänige Gegend und zog nach der Eresburg, um dort sest und sicher zu sitzen. Die Kaiserlichen aber folgten dem Empörer, Thankmar floh in die Kirche, legte Schild und goldene Kette auf den Altar und wähnte sich nun am heiligen Orte geschützt. Doch

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 441

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 441 — Fehde beendenden Hauptvergleiche (1464) dafür die seit längerer Zeit unter märkischer Hoheit stehenden und um diese Zeit ver- sallenen Lehnsherrschaften und Schlösser Fredeburg und Bilstein dem Herzogtum einverleiben. Dieses wurde dann mit seinen vier Quartieren Brilon, Geseke, Werl und der Grasschaft Arnsberg nach der Säeularisation des Erzstistes Köln 1803 dem Hause Hessen-Darm- stadt als Entschädigung für linksrheinische Besitzungen zugewiesen. 1815 kam das Herzogtum an König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen. Die Grafschaft Arnsberg hat ihren Ursprung in dem alten Gau Westfalen mit seinen Grafen aus der Zeit Karls des Großen. Die Grafen saßen ursprünglich zu Werl und verzweigten sich in die Grafengeschlechter von Berg, Altena, Mark, Ravensberg und Arnsberg. Die letztere Linie läßt sich verfolgen bis zu Hermann Ii., der als Vogt der Abtei zu Werden von dieser viele Güter besaß. Sein Enkel, Konrad Ii., Gras von Werl, erbaute das Arnsberger Schloß und nahm dort 1077 seinen Sitz. Er war mit einer Tochter des mächtigen sächsischen Grafen und Feindes Heinrichs Iv., Otto's von Northeim, vermählt und wurde im heldenmütigen Kampfe gegen die Morfeten (Slaven) mit seinem Sohne Hermann Iv. erschlagen. Sein Nachfolger Friedrich I. mit dem Beinamen „Der Streitbare", von dem fchou früher (S. 385) erzählt ist, vollendete den Schloßbau und hinterließ 1124 zwei Töchter, von denen die Älteste den flandrischen Grafen Gottfried I. heiratete und ihm die Grafschaft als Erbe zubrachte. Der erste aus dem neuen Geschlecht war Graf Heinrich, ein gewaltthätiger Menfch, der seinen jüngeren Bruder, ebenfalls mit dem Namen Heinrich, als er Anspruch aus einen Teil der Grafschaft erhob, feffelte und im Burgverließ verschmachten ließ. Wegen dieser Scheußlichkeit vom Kurfürsten von Köln und Heinrich dem Löwen bekriegt, baute er gedemütigt 1170 das Kloster Weddinghausen wie zur Sühne. Sein ältester Sohn Heinrich wurde Stifter der Grafen von Rietberg, sein zweiter Sohn Gottfried Ii. setzte das Geschlecht der Arns- berger Grafen fort bis auf seinen Ururenkel, den kinder- losen Gottfried Iv., der 1368 sein Land gegen 130 000

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 4

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 4 — Sprach gelehrten endlich ziehen das englische Wort fellow — Ge- fährte oder ein altes Wort fala = plaga, Feld, Gegend heran. Jedenfalls bezeichnet Westfalen das westliche Land und Volk der alten Sachsen. Von Ludwig dem Deutschen an bis zum Sturze Heinrichs des Löwen 1180 bestand ein Herzogtum Sachsen, zu dem mit Ausnahme des Sieger- und Wittgeusteinschen Landes auch die jetzige Provinz Westfalen gehörte. Dann aber wurde es zer- trennt und ein kleiner Teil unter den Erzbischöfen von Köln zum Herzogtum Westfalen und Engern mit der Hauptstadt Arns- berg gemacht. Es umfaßte etwa 80 Quadratmeilen mit 195 000 Bewohnern in 25 Städten und 9 Freiheiten des Sauerlandes, nämlich die Kreife: Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe und ein- zelne Teile der Kreise Soest, Lippstadt, Iserlohn im jetzigen Re- gierungsbezirk Arnsberg. Der erste Herzog war Erzbischof Philipp zur Zeit Friedrich Barbarossas, der letzte Anton Viktor, welcher das Land 1803 infolge des Reichsdeputationsbeschlusses an Hessen- Darmstadt abtrat. Von ihm ging es 1815 an Preußen über. Ter westfälische Kreis, der achte, den mit neun andern Kaiser Maximilian I. 1512 in Deutschland zur besseren Handhabung des Landfriedens und Vollstreckung der Reichskammergerichts-Urteile einrichtete, zwischen Weser und Maas, umfaßte mit den Herzog- tümcrn Cleve, Jülich, Berg, den Grafschaften Ravensberg, Mark, den Bistümern Lüttich, Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück, den Grafschaften Ostfriesland, Oldenburg, den Abteien Herford, Corvey und kleinern Gebieten z. B. Dortmund einen Flächenraum von 1250 Quadratmeilen und wurde von Teilen des niederrheinischen Kreises, zu dem das Herzogtum Westfalen gehörte, durchschnitten. Die größte Ausdehnung hat Westfalen gewonnen, als infolge des Tilsiter Friedens (9. Juli 1807) Napoleon I. am 18. August 1807 eine Filiale des französischen Kaiserreichs in dem Königreiche Westfalen mit seinem Bruder Jerome Bonaparte als Herrscher errichtete. Es war etwa 690 Quadratmeilen groß, zählte fast zwei Millionen Einwohner und mußte zum Rheinbunde 25 000 Soldaten

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 69

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 69 — Zum ersten Sachsenherzoge erwählte 852 König Ludwig den Grafen Ludolf, der an Leine und Weser reichbegütert war. Er war ein Nachkomme Wittekinds. Dessen Tochter Hasala heiratete Bruno, den Grafen der Sachsen im Bückigan. Aus dieser Ehe entsproß Graf Egbert, der Vater Ludolfs. Der neue Herzog war also mit der Eigenart und den Bedürfnissen der Sachsen wohl vertraut nud genoß großes Vertrauen beim Volke. Mit fester Hand wies er Normannen und Wenden zurück; gründete auf einem seiner Güter das Kloster Gandersheim, stattete es mit Reichtum an Land und Leuten aus und weihete drei seiner Töchter zum Dienste des Herrn. Als Ludolf im hohen Alter 874 starb, wurde er mit seiner Gemahlin Oda in der dortigen Klosterkirche beigesetzt. Seine Söhne folgten ihm in der herzoglichen Würde. Der älteste, Bruno, der Gründer Brauufchweigs (Bruusvik = Ort des Bruno) siel im Kampfe gegen die Normannen bei Eppendorf unweit Dannenberg 874. Sein Bruder Otto, 880—912, wegen seines Mutes, seiner Umsicht, Gerechtigkeit und Milde der Erlauchte genannt, erbaute auf dem Kalkberge bei Lüneburg das Michaeliskloster, von dem die Missionare zur Bekehrung der Wenden ausgingen, wurde zum Vor- munde des letzten Karolingers, Ludwig des Kindes (900—918), gewählt und sollte dessen Nachfolger auf dem Throne werden. Er schlug diesen aber wegen seines hohen Alters aus und empsahl den Herzog der Franken, Konrad, der von 911—918 regierte. Auf seinem Sterbebette beauftragte dieser seinen Bruder Eberhard, die Reichsinfignien dem Würdigsten und Tüchtigsten, dem Sohne und Nachfolger Ottos des Erlauchten im sächsischen Herzogtum, Heinrich I. (819—836), zu überbringen. Auch dessen Sohn Otto I. (936—973) behält zuerst neben der Kaiserkrone das angestammte Herzogtum bei. Als er aber 961 nach Italien zog, setzte er über das nördliche und östliche Sachsen seinen Freund Hermann Billnng, indem er ihn gleichzeitig zum Markgrafen über die nördlichen Slaven ernannte und ihm den Herzogstitel verlieh. Als junger Mann schon kam Hermann in die nächste Umgebung des Kaisers, der ihn wegen seines trotzigen Mutes und seines Sinnes für Recht und Ordnung besonders hochschätzte und ihm seine Tochter zur

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 71

1900 - Minden i. W. : Volkening
Bater uns so viel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen Sohn? Nein, Ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, und Ihr brecht das Recht! Das thut Otto nicht, sagt mein Vater!" — „Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem ernsten Angesichte. „Dort ist meines Vaters Hof, Ihr könnt ihn sehen," sagte .Hermann, „aber die Rinder hier hat mein Vater mir anvertraut, ich dars sie nicht verlassen, kann Euch also auch nicht führen. Seid Ihr aber Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße; denn der König schützet das Recht!" Und der König Otto, der Große genannt, gehorchet der Stimme des Knaben, denn der Knabe hatte recht, und reitet zurück aus die Straße. Bald aber wird Hermann vom Felde heimgeholt; der König ist bei seinem Vater eingekehrt und hat zu ihm gesagt: „Billung, gieb mir deinen ältesten Sohn mit, ich will ihn bei .Hose erziehen lassen; er wird ein treuer Mann werden, und ich brauche treue Männer!" Und welcher treue Sachse konnte einem Könige wie Otto eine Bitte versagen? So sollte denn der mutige Knabe mit seinem Könige ziehen, und als Otto ihn fragte: „Hermann, willst du mit mir ziehen?" da antwortete der Knabe freudig: „Ich will mit dir ziehen, du bist der König, und du schützest das Recht!" Und Hermann Billung wurde nachmals Ottos treuer Freund und schützte wie sein König das Recht. Und als Otto die Ungarn danieder geworfen, alle seine Feinde bezwungen und Italien zum Reiche gebracht hatte, als sein Haupt mit der römischen Kaiserkrone geschmückt worden war, da verlieh er das väterliche Herzogtum seinem wackeren Kampsgenossen, dem Hermann Billung. Ändert- halb Jahrhunderte hat dessen Geschlecht im Sachsenlande geblüht. Tie Billnngen blieben Herzöge mit dem alten Nebentitel, den schon die Ludolfinger führten, „Herzog von Westfalen und Engern", bis der Mannesstamm mit Magnus Billung 1106 ausstarb. Zwischen dem ersten und dem letzten des Stammes fallen Bernhard I. Ii. Iii. und Ordulf. Alle vier breiteten ihre Macht aus, führten vielfache Kriege und errangen sich immer große Unabhängigkeit vom Kaiser.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 73

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 73 — Mit Heinrich, der später wegen seiner Macht und geistigen Kraft „der Löwe" genannt wurde, erlosch aber schon die sächsische Herzogs-- würde der Welsen für immer. Er war aber neben Otto dem Erlauchten und Hermann Billnng der größte der Sachsenherzöge. Als Friedrich Barbarossa, den nahe Verwandtschaft mit dem jungen Herzoge ver- band, zum Kaiser erhoben war, gab er ihm auf dem Reichstage zu Goslar schon das Versprechen der Verleihung auch des Herzogtums Baiern, wenn er an einem Zuge nach Rom teilnehmen würde. Heinrich that es und rettete bei einem Ausstande, den die Römer während der Krönung des Kaisers anzettelten, diesen mit eigener Lebensgefahr vom Tode. Das hat Barbarossa dem Löwen nicht ver- gessen. Er gab ihm Baiern zurück und nun standen die beiden mäch- tigsten Herren Deutschlands in enger Freundschaft neben einander. Mit Vorliebe hielt sich Heinrich in Sachsen aus; inmitten seiner Erb- güter bot ihm Braunschweig mit seiner Burg Tankwarderode einen willkommenen und sicheren Wohnsitz. Die Stadt Brannschweig ist durch ihn groß geworden; wie ihr, so verlieh er auch anderen größeren Orten Sachsens gerne Stadt- und Marktrechte; er förderte Handel und Wandel im Lande und suchte die herzogliche Gewalt immer mehr zu befestigen. Ebenso kraft- und machtvoll waltete er auch in dem von ihm eroberten Slavenlande, dem heutigen Mecklen- bürg, woselbst durch ihn mit dem Christentum sächsische Sprache und Sitte verbreitet wurde. Zum Zeichen seiner Macht ließ er vor seiner Bnrg in Braunschweig einen ehernen Löwen errichten. Das verschaffte ihm den Beinamen „der Löwe". Mit Recht konnte er von sich sagen: „Von der Elbe bis zum Rhein, von den Alpen bis zur See all' das Land ist mein." Aber die Freundschaft zwischen Kaiser und Herzog sollte getrübt werden. Barbarossa hatte in Schwaben mehrere welsische Be- sitzungen gekauft, die Heinrich zu erben gehofft hatte. Darüber wurde dieser so verstimmt, daß er, um einer neuen Romfahrt aus- zuweichen, einen Zug nach dem heiligen Lande unternahm. Bar- barossa wollte 1176 einen entscheidenden Schlag gegen die wider-
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